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Medikamentöse Behandlung der Höhenkrankheit

Welche Medikamente bei Höhenkrankheit wirklich helfen und was man wissen sollte


Die wichtigste Maßnahme gegen Höhenkrankheit bleibt immer der langsame Aufstieg und das rechtzeitige Erkennen von Symptomen. Medikamente können jedoch unterstützend wirken – zur Linderung von Beschwerden, wenn man bereits in der Höhe ist. Wichtig ist zu wissen, dass Medikamente niemals eine fehlende Akklimatisierung ersetzen können. Sie helfen nur dabei, Symptome zu kontrollieren und Zeit zu gewinnen, bis eine bessere Anpassung erreicht ist – oder um einen sicheren Abstieg möglich zu machen. Wir raten von der prophylaktischen Einnahme von Höhenmedikamente ab (Stichwort Diamox udgl.).

Im Folgenden werden die wichtigsten Medikamente erklärt, die bei AMS (leichte Höhenkrankheit), HAPE (Höhenlungenödem) und HACE (Höhenhirnödem) zum Einsatz kommen.

WICHTIG: dies ist kein ärztlicher/pharmazeutischer Ratgeber und sollte keinesfalls die Beratung durch einen entsprechend ausgebildeten Arzt und/oder Apotheker ersetzen! Die meisten angeführten Medikamente sind rezeptpflichtig. Bitte lassen Sie such unbedingt ärztlich beraten, falls Sie entsprechende Medikamente auf Tour mitnehmen möchten.
Dieser Text erhebt keinen Anspruch auf Richtigkeit bzw. Ausführlichkeit.

  


 

1. Ibuprofen, Proxen und Paracetamol – Linderung von Kopfschmerzen

Die Kopfschmerzen der AMS sind für viele Betroffene das auffälligste Symptom. Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol können sie wirksam dämpfen. Sie behandeln allerdings nur das Symptom, nicht die Ursache.

Was Schmerzmittel leisten können:

• Erleichtern Kopfschmerzen
• Verbessern kurzfristig das Wohlbefinden

Was sie nicht leisten:

• Sie ersetzen keine Akklimatisierung
• Sie verhindern keine schweren Erkrankungen wie HAPE oder HACE

Wenn Schmerzen trotz Medikamenten anhalten oder sich verschlimmern, ist das ein klares Zeichen dafür, nicht weiter aufzusteigen.

In der Höhe bitte KEIN Aspirin einnehmen!
(Aspirin wirkt gerinnungshemmend, somit steigt in der Höhe das Risiko für Blutungen, z.B. Nasenbluten wegen gereizter Schleimhäute auf Grund der trockenen Höhenluft, Magenblutungen, bei Stürze oder Verletzungen…)

 

2. Acetazolamid – Medikament gegen Höhenkrankheit

Acetazolamid (z.B. Diamox) ist ein häufig verwendetes Medikament zur Behandlung der akuten Bergkrankheit (AMS). Es beschleunigt den Akklimatisierungsprozess, indem es den Körper zu tieferer, schnellerer Atmung anregt. Dadurch gelangt mehr Sauerstoff ins Blut.

Wirkung von Acetazolamid:

• unterstützt die natürliche Akklimatisierung
• verbessert die Atmung
• kann Kopfschmerzen und leichte Symptome lindern
• kann vorbeugend eingenommen werden, nur wenn ein extrem schneller Aufstieg unvermeidbar ist

Acetazolamid ist kein Schmerzmittel, sondern wirkt direkt auf den Anpassungsprozess. Typische Nebenwirkungen können kribbelnde Finger oder ein veränderter Geschmack sein. Für Menschen mit Allergien gegen bestimmte Medikamente oder Stoffe ist es nicht geeignet – daher sollte es vorher ärztlich abgeklärt werden.

Acetazolamid (Diamox) sollte nicht prophylaktisch eingenommen werden, da es ansonsten bei acuter AMS im Notfall nicht mehr als Medikament zur Verfügung steht.

 

3. Dexamethason – Notfalltherapie bei HACE

Dexamethason ist ein stark entzündungshemmendes Kortisonpräparat und wird als Notfallmedikament bei der schweren Form der Höhenkrankheit eingesetzt – insbesondere beim HACE (Höhenhirnödem).

Wirkung von Dexamethason:

• reduziert Schwellungen im Gehirn
• kann Symptome wie Verwirrtheit, Koordinationsstörungen oder starke Kopfschmerzen schnell verbessern
• dient dazu, Zeit zu gewinnen, bis ein Abstieg möglich ist

Dexamethason darf nicht als Ersatz für eine Akklimatisierung genutzt werden. Es ist ein Notfallmedikament, das Lebenszeit verschafft zur zeitlichen Überbrückung, bis ein Abstieg möglich ist, aber keine dauerhafte Lösung bietet. Nach Gabe muss der Betroffene sofort absteigen, da das Hirnödem lebensbedrohlich ist.

 

4. Nifedipin – ein wichtiges Medikament bei HAPE

Für das Höhenlungenödem (HAPE) gibt es ein spezielles Medikament: Nifedipin (z.B. Adalat).

Es entspannt die verengten Blutgefäße in der Lunge und senkt den dortigen Druck – das ist genau der Mechanismus, der bei HAPE gestört ist. 

Wirkung von Nifedipin:

• Entspannt die Lungengefäße
• Verbessert die Sauerstoffaufnahme
• Kann akute Atemnot lindern

Wie bei Dexamethason handelt es sich auch hier um ein Medikament, das den Abstieg ermöglicht bzw. zur zeitlichen Überbrückung, bis ein Abstieg möglich ist, aber einen Abstieg nicht ersetzt. Bei HAPE ist der Abstieg und die Zufuhr von Sauerstoff – wenn verfügbar – entscheidend.

 

5. Sauerstoffgabe – das wirkungsvollste „Medikament“

Auch wenn es kein klassisches Medikament ist, gilt zusätzlicher Sauerstoff als eine der effektivsten Behandlungsmaßnahmen bei AMS, HAPE und HACE. Schon wenige Minuten mit zusätzlichem Sauerstoff können Symptome deutlich lindern, weil der Sauerstoffmangel der Grund aller Beschwerden ist. 

Wann Sauerstoff besonders hilfreich ist:

• bei starker AMS
• bei allen Formen von Atemnot
• im Notfall, bis ein Abstieg möglich ist

In vielen Basislagern (Expeditionen) und Berghütten stehen Sauerstoffsysteme bereit. Bei unseren Kilimandscharo-Besteigungen wird Notfallsauerstoff prinzipiell mitgeführt.

 

6. Weitere unterstützende Maßnahmen

Manchmal werden zusätzlich Medikamente gegen Übelkeit, Schlafstörungen oder Erschöpfung eingesetzt. Diese können Beschwerden lindern, aber sie heilen die Höhenkrankheit nicht.

Besonders Schlaftabletten sind problematisch, weil die meisten von ihnen die Atemfrequenz herabsetzen – etwas, das in großen Höhen kontraproduktiv und somit gefährlich ist.

 


 

Wann Medikamente bei Höhenkrankheit sinnvoll sind – und wann nicht


Medikamente sind sinnvoll, wenn:

• leichte AMS-Symptome vorhanden sind
• Symptome behandelt werden müssen, um den Abstieg zu ermöglichen
• Notfallsituationen wie HAPE oder HACE auftreten

Medikamente sind NICHT sinnvoll, wenn:

• sie verwendet werden, um trotz Beschwerden höher zu steigen
• Symptome verschleiert werden sollen
• man sie ohne medizinische Information oder Erfahrung einsetzt

Einer der wichtigsten Grundsätze der Höhenmedizin lautet: 

"Medikamente unterstützen den Körper bei einem Abstieg – sie ersetzen aber niemals den Abstieg."

Eine gute Akklimatisierung bleibt der entscheidende Schutz vor Höhenkrankheit. Medikamente können jedoch bei ersten Symptomen der akuten Bergkrankheit eine wichtige Ergänzung sein.

 

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